Mit Tannenbäumen gegen Krebs

Therapiemodalitäten bei Krebs wie Chirurgie oder Radio- und Chemotherapie, haben einige Vorteile, zerstören aber oft auch gesundes Gewebe. Insbesondere bei Krebserkrankungen der Mundhöhle werden alternative, schonendere Therapieoptionen gesucht. Auf ihrer Suche nach biologisch aktiven Verbindungen gegen Mundhöhlentumoren untersuchen polnische Wissenschaftler die proliferationshemmenden Eigenschaften von Luteolin, einer natürlichen Flavonoidverbindung [1]. Extrakte mit Luteolin als Leitsubstanz zeigen vielversprechende krebshemmende Eigenschaften gegen Plattenepithelkarzinome mit epithelialem Ursprung.

Nachhaltige Gewinnung von Wirksubstanzen

Die bioaktive Substanz für ihre Experimente gewinnen die Forscher aus einer besonderen Quelle: Rohstoff der Extrakte sind abgefallene Nadeln von Weihnachtsbäumen, genauer Nadeln der Gemeinen Fichte (Picea abies). Bis in die 1960-er Jahre hinein war sie der vorherrschende Weihnachtsbaum in Deutschland, wurde aber von robusteren Bäumen wie der weniger stark nadelnden Nordmanntanne verdrängt. Wegen ihres niedrigen Marktpreises ist die Gemeine Fichte in Mittel- und Osteuropa weiterhin beliebt. Nach Schätzungen werden in Europa jährlich 50 bis 60 Millionen Bäume produziert. Nicht nur in Schweden, wo am 13. Januar das traditionelle Knutfest gefeiert wird, landen die Nadeln als Abfall in den Mülltonnen. Es wird wahrscheinlich noch ein paar Tage dauern, bis sie als wertvolle Naturstoffe für die Pharmazeutische Industrie gesammelt werden. Das clevere Recycling im kleinen Rahmen des Labors sollte hingegen Schule machen.

Tylkowski B et al. Christmas Tree Bio-Waste as a Power Source of Bioactive Materials with Anti-Proliferative Activities for Oral Care. Molecules 2022;27(19):6553.


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