In den letzten Jahren hat sich die PR stark um neue oder zumindest
moderne Varianten alter Kommunikationsformen bemüht: Social Media ist
für die meisten kein Fremdwort mehr, und mit hybriden oder virtuellen
Events konnten wir schnell und erfolgreich Flexibilität zeigen, trotz
Krise. Mittlerweile sitzen wir bei den neuen und alternativen
Kommunikationsformen fest im Sattel und stellen uns die Frage: Lebt die
klassische PR noch? Die einfache Antwort: Ja. Die weniger einfache: Ja,
aber …
Laut einer Erhebung von Zoom Communications hat sich der
Umsatz von Zoom seit 2020 auf rund 4,1 Milliarden US-Dollar fast
versiebenfacht. Virtuelle Meetings haben ebenso wie die oft
aufwändigeren digitalen oder hybriden Events stark zugenommen – wir
talken, meeten, feiern aus der und in die Ferne. Via Social Media
bewerben wir diese Events und erreichen mit LinkedIn, Twitter, Instagram
oder Facebook nicht nur Laien, sondern auch Healthcare Professionals
(HCP).
Digitale Healthcare-Kanäle kennen wir, Digital Opinion Leader finden
wir, Facebook-Livefragerunden machen wir, Instagram und Pinterest lieben
wir und, was am wichtigsten ist, Zielgruppen und Kunden (endlich) auch.
Es war und ist viel in Bewegung und die gesamte Branche musste
schnell reagieren, um am Ball zu bleiben und wichtige Änderungen im
Informationsverhalten, aber auch grundsätzlich die neuen Möglichkeiten
und Spielarten der Kommunikation nicht zu verpassen. In einer
Kommunikationswelt, die sich immer schneller dreht und in der Neues
heute schon alt sein kann, stellt sich die Frage, ob der ursprüngliche
Kern unserer Kommunikation – die klassische PR – noch am Puls der Zeit
ist oder schon längst überholt wurde.
Hand aufs PR-Herz
Ja, die PR lebt noch! Schaut man beispielsweise mithilfe von LA-MED oder Best4Planning nach dem Informationsverhalten von Healthcare Professionals oder medizinischen Laien quer durch alle Altersklassen, Professionen und Geschlechter, stellt man schnell fest, dass klassische Medien, und damit die Träger klassischer PR-Arbeit, weiterhin gerne genutzt werden. Bis zu 97 % aller HCP bevorzugen immer noch Fachzeitschriften zur Informationsbeschaffung. Stark sind nach wie vor Tageszeitungen und Magazine mit ähnlich hoher Affinität bei den Laien. Interessante Zwischentöne erhält man, wenn man hinhört, was die Verlage und Redaktionen zu sagen haben.
Herausforderungen zwischen den Zeilen Laut einer Presseumfrage unter Redakteuren, freien Journalisten und anderen Verlagsangehörigen, die die MCG Medical Consulting Group im Frühjahr 2022 durchgeführt hat, wünschen sich rund 90 % aller Befragten klassische Pressemitteilungen von den Agenturen. Gern gesehen sind in diesem Zusammenhang auch Experten-CVs, Interviews oder Hintergrundinformationen in übersichtlichen, knappen Formaten. Print hat somit nach wie vor – wenn auch nicht mehr so stark wie noch wenige Jahre zuvor – die Nase vorn. Gleichzeitig gibt es aber Herausforderungen: Gerade in den Pandemiejahren sind viele Redaktionen personell geschrumpft. Auch haben einige Printmedien mit Auflagenschwund, leicht gesunkener Relevanz, zurückgegangenen Anzeigenbuchungen und den Anforderungen rund um die modernen, digitalen Kommunikationsformen zu kämpfen.
Am Puls der Zeit
Kurze Verlagsgespräche statt großer Pressekonferenzen kommen der neuen
Situation zugute. So können Kernbotschaften effizient platziert werden:
Ein Thema, eine Dreiviertelstunde, ein Experte – und das bestenfalls virtuell.
In
kleiner Runde entsteht so in kurzer Zeit und mit relativ wenig Aufwand
auf allen Seiten eine starke Bindung. Helfen kann es auch, bewährte
Tools in ein neues, appetitlicheres Gewand zu kleiden:
So wird
beispielsweise das Storytelling zum Scrollytelling. Auch textlastiger
Content wird so – angereichert mit visuellen Highlights oder
Interaktionselementen, wie Umfragen oder Quiz – besser gesehen und
verstanden werden. Dieser snackable Content mit griffigen Zitaten,
Bilderstrecken oder Downloadobjekten gelangt üblicherweise schneller ins
Gedächtnis des Rezipienten – und bleibt dort auch. Überhaupt sollte man
darauf achten, dass die klassische PR mit anderen Kommunikationsformen
kombiniert oder in entsprechende Strukturen integriert wird. Hierbei
steht zwar die Platzierung der Kernbotschaften im Fokus, jedoch kann mit
Formen und Wegen gespielt werden: So kann nach einem Presseevent die PM
wie mittlerweile üblich digital ausgesendet werden.
Parallel können aus den Inhalten einzelne Medienkooperationen in relevanten Keymedien umgesetzt werden, während man die Inhalte in einem digitalen Healthcare-Kanal oder einer Microsite leicht verdaulich und zugänglich aufbereitet (Stichwort: Content Hub). Dorthin kann wiederum nach entsprechenden Format- und Textanpassungen via Social Media, beispielsweise mithilfe von LinkedIn oder auch Google Ads, gelenkt werden. Der Kunde kann so über möglichst viele Wege seine News platzieren und die Medienvertreter werden rundum in bester Omnichannel-Manier und mit weniger Eigenaufwand mit passenden News versorgt. Im neuen Gewand oder Hand in Hand mit modernen Partnern hat die klassische PR also noch jede Menge Power – durch ihre Glaubwürdigkeit bedeutet sie aber auch Empowerment für alle modernen Spielarten der Kommunikation. Sie ist also nicht nur nach wie vor am Puls der Zeit, sondern gibt auch – in einem zeitgemäßen Netz eingebettet – selbst noch Impulse.
Autorin
Feride Mehmetaj, Business Director
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