Therapeutische Antikörper: Das sind die Hoffnungsträger für 2024

Antikörper wurden im Laufe der Evolution geformt, um mit hoher Spezifität und Affinität an eine Vielzahl von Molekülen zu binden. Heute ist ihre Anwendung als Therapeutika aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Die 15. Ausgabe des Berichts „Antibodies to watch“ bietet nicht nur einen Überblick zu den Neuzulassungen dieses Jahres, sondern auch einen Rückblick auf 20 Jahre voller therapeutischer Innovationen in einer Vielzahl von Indikationen.

Die Phase der klinischen Entwicklung therapeutischer Antikörper kann zwischen zehn und zwölf Jahre umfassen. Die Berechnung, wie viele Kandidaten den Übergang von der klinischen Phase zur erfolgreichen Zulassung erfolgreich abschließen, ist durch die Verfügbarkeit der Daten erschwert. Bekannt war das endgültige Schicksal, also die erfolgreiche Zulassung oder vollständiger Abbruch des Prozesses, nur für 76 % der Kandidaten in den Jahren von 2000 bis 2009 und 58 % der Kandidaten im überlappenden Zeitraum von 2005 bis 2014. In diesen Zeiträumen erreichten nur 21 % bzw. 22 % die Zulassung in den USA oder in der EU. Insgesamt schätzt das Autorenteam die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Zulassung auf 14 bis 32 % ein, mit höheren Erfolgsaussichten für Antikörper in nicht-onkologischen Anwendungsbereichen.

Ab dem 1. November 2023 wurden Zulassungsanträge für 26 Präparate von mindestens einer Behörde geprüft, 16 davon ausschließlich in China, weitere 10 in den USA und/oder in der EU. Dabei sind 14 Antikörper zur Behandlung von Krebserkrankungen angedacht und zwölf zur Behandlung nicht-onkologischer Krankheiten. Die in der EU aktuell zur Begutachtung stehenden Antikörper-Präparate sind:

  • Donanemab, ein humanisierter, gegen das ß-Amyloid gerichteter IgG1k-Antikörper zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung im Frühstadium
  • Crovalimab, ein humanisierter, gegen Komplement C5 gerichteter IgG1k-Antikörper zur Behandlung der paroxysmalen nächtliche Hämoglobinurie (PNH)
  • Vilobelimab, ein chimärer IgG4k-Antikörper zur Behandlung des SARS-CoV-2-induzierten septischen akuten Atemnot-Syndroms
  • Marstacimab, ein gegen den Tissue Factor Pathway Inhibitor gerichteter, humaner IgG1l-Antikörper zum Einsatz bei Hämophilie
  • Garadacimab, ein im Scharnierbereich stabilisierter, gegen den Gerinnungsfaktor XIIa gerichteter humaner IgG4l-Antikörper zum Einsatz bei hereditärem Angiödem
  • Zolbetuximab, ein chimärer IgG1k-Antikörper, der spezifisch an das Transmembranprotein Claudin 18.2 bindet. Die angestrebte Indikation ist das HER2-positive Adenokarzinom des Magens und des gastroösophagealen Übergangs.
  • Odronextamab, ein im Scharnierbereich stabilisierter humaner IgG4k-Antikörper, der gegen die Antigene CD3 und CD20 gerichtet ist. Der bispezifische Antikörper soll bei rezidivierten-refraktärem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom zum Einsatz kommen.

Der intensive Zulassungsprozess trennt die Spreu vom Weizen. Auch der diesjährige Bericht „Antibodies to watch“ zeigt, dass das Ergebnis eine robuste Pipeline hocheffizienter Arzneimittel ist und jede Million für Forschung & Entwicklung eine Investition ín die Zukunft und das Wohl von Patienten mit schweren und belastenden Erkrankungen. Die klinischen Erkenntnisse, sowohl Erfolge und Misserfolge, führen die Molekülingenieure stets zu neuen Ansätzen, um therapeutische Antikörper noch effizienter und sicherer machen.


Autor

Dr. Michael Wenzel, Medical Director

Quelle: Crescioli S et al. Antibodies to watch in 2024. Mabs. 2024;16:2297450.


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